Reichweite erhöhen und den Glücksmarkt dynamisch ausweiten - trotz Fachkräftemangel mit Planwirtschaft und der richtigen Marketingstrategie möglich

Zum Jahresende haben wir noch einmal einen echten Celebrity zum Gespräch eingeladen. Normalerweise gibt er in der Hochsaison keine Interviews, doch mit der Zusicherung, das Interview kurz und knapp zu halten, macht er eine Ausnahme.

 

Als erstes sollten wir vielleicht klären, wie ich Sie ansprechen soll. Welchen Namen bevorzugen Sie? Weihnachtsmann, Heiliger Nikolaus oder Santa Claus?  

Du darfst mich, wie all die fröhlichen Elfen um mich herum auch ruhig Nick nennen, wir kennen uns nun ja auch schon seit, äh, wie alt bist Du? 

 

Äh, das tut hier grade nichts zur Sache. Also lieber Nick, woher wissen Sie eigentlich, dass Sie sich am 24. Dezember durch den Kamin quetschen sollen und nicht das Christkind bei der Zielgruppe angeflogen kommen soll?  

Mensch, nun hör doch auf, mich zu Siezen. So alt bin ich nun auch wieder nicht. Oder doch?! Stimmt. Doch alt. Mist. Also dann, nenn mich bitte Eure Heiligkeit Nikolaus der Einzige. 

Also, das Unternehmen mit dem Christkind, das haben wir ja gemäß des Übernahmevertrags versucht sukzessive abzulösen. Das Christkind funkt mir dennoch wider besseres Wissen ständig dazwischen und hält sich selten an die vertraglichen Vereinbarungen. Das nervt. Also sie nervt. Oder es, da es selbst gerne gendert. Die, ne, es solltest Du auch mal interviewen.  

Zurück zu Deiner Frage: Da es, also das Christkind, nicht selten sämtliche einfach zugänglichen Zugänge zu unseren Kunden mit Beschlag belegt, bleibt mir nur der verrauchte Kamin. Da traut sich das Christkind mit seinem ach so weißen Gewande nicht hinein – es könnte sich ja schmutzig machen! Pah! Ich lege da eine wesentlich stärker ausgeprägte Customer Centricity an den Tag und scheue mich nicht, die Extra-Mile durch verrußte Gänge zu gehen. Und trotz all meines Einsatzes und meiner Bemühungen, wenn ich das an dieser Stelle einmal einbringen darf, um Ihre Leserschaft zu informieren, haben die Kids der Gen Alpha und Beta manchmal mehr Angst vor mir als vorm Christkind. Verstehe das, wer wolle. Ich jedenfalls nicht. Da reichen meine ein- und ausgebildeten Empathiefähigkeiten wahrhaftig nicht aus. Deshalb haben wir ein Institut damit beauftragt, in einer qualitativen Studie funktionale und vor allem emotionale Marktbarrieren zu eruieren, um daraus mögliche Überwindungsstrategien zu entwickeln. 

 

Meine Kolleginnen haben mir von Ihrem Auftrag erzählt. Doch war es bestimmt auch für Sie in den zwei Jahren sicherlich nicht einfach zu reisen und die Geschenke zu verteilen, ohne gleich als Super-Spreader zu gelten. Welche Vorsichtsmaßnahmen haben Sie und die Rentiere unternommen?  

Also ehrlich, das ist doch Blödsinn. Das Reisen war in den letzten zwei Jahren einfacher denn je: leere Straßen, kaum Gegenverkehr, nur das Christkind hat uns etwas aus der Spur gebracht. Bei einem Unfall in Hamburg oberhalb der Reeperbahn sagte es gegenüber der Himmelspolizei gar aus, Rudolphs Nase hätte es angeblich beim Fliegen geblendet; seine leuchtend rote Nase sei falsch eingestellt gewesen, obwohl unser Schlitten gerade einen Monat zuvor seine letzte HU hatte und nur zwei neue Bremshufe jeweils an Donner (der rennt zu viel) und Dancer (tanzt zu viel) angebracht werden mussten. Aber auch des Christkinds Argumentation, rote Lichter gehörten vorschriftsmäßig an das Heck des Fahrzeugs, wohingegen vorne weiße Lichter zu scheinen hätten, stieß bei der Kontrolle auf wenig Gegenliebe - schließlich fährt mein Schlitten schon seit mehr als 250 Jahren mit einer entsprechenden Ausnahmegenehmigung. 

Aber wir weichen von der Frage ab. Zurück zu meinen Reisen. Diese verliefen in den letzten Jahren recht unkompliziert, selbst was die Corona-Schutzmaßnahmen betrifft. Die Weihnachtsgesundheitskammer hatte mir rechtzeitig bestätigt, dass mein Mund-Nase-Bart ausreichend Schutz vor Ansteckung liefert. Einige missratene, misstrauische und ungläubige Kids aber glaubten mir das nicht und verlangten tatsächlich, dass ich ein Zertifikat vorlegen möge. Können Sie sich das vorstellen? Nun, glücklicherweise führe ich das stets mit mir herum und konnte deren übergebührliches Kontrollbedürfnis umgehend befriedigen. Erschwert hat mir meinen Job nur der gestiegene bürokratische Aufwand. Und die Corona App, die ständig rot aufleuchtete. Aber daran waren dann die Kids ja selbst schuld. Aber auf pünktlich ausgelieferte Weihnachtsgeschenke bestanden sie dennoch. Boah, diese Janusgesichter und multiplen Persönlichkeiten sollten sie mal befragen. Nicht mich. Aber gut, Promo gehört auch zum Geschäft. 

 

Ja klar, auf jeden Fall. Apropos Reisen - In der Politik wird in den letzten Jahren oft von der Verkehrswende gesprochen. Werden Sie bei den Hufen-PS bleiben oder auch auf E-Mobilität umsteigen?

Verständnis zeige ich für die, die die Abgasproblematik anprangern. Aber e-Rentiere, ne, die kommen mir nicht in die Scheune. Ich plädiere eher für einen Rentierantrieb auf Wasserstoffbasis. Aber mein Dasher, der alte Haudegen, meint, in der alkoholhaltigen Basis läge die Zukunft, weil es als leichtflüchtiger Grundstoff recht ungiftig verbrennt, duftet und bis zu einem gewissen Pegel auch motivierend wirkt; das hätte er mal in einem schwedischen Wissenschaftsmagazin gelesen, und dann muss es ja stimmen. Auf alle Fälle hinkt die Industrie in der Entwicklung der e-Rentiermobilität weit zurück. Das könnte dem Christkind mit seinen Flügeln wieder Aufschwung in der Debatte um den besten Glückseligkeitslieferanten liefern. Angeblich plant es seit letztem Jahr bereits, ein Joint Venture mit Elon Musk einzugehen. Ich mache mich da lieber unabhängig vom Finanzmarkt und seinem Ruf nach dem Stakeholder Value. 

 

Ich denke auch, dass Sie damit auf der sicheren Seite sind. Wie gehen Sie eigentlich mit den anderen Mitbewerbern Amazon, OTTO und Co. um? Das Liefer- und Geschenke-Business ist ja hart umkämpft. 

Unser Markenkern basiert auf einer Jahrhunderte alten Tradition mit einer ausgewählten Kernzielgruppe: Haushalte mit Kids im Alter von 0-9 Jahren. Auch wenn wir bei den älteren Semestern ein wenig an die Mitbewerber verloren haben, so hat sich diese Ausrichtung doch seit sehr langer Zeit bewährt. Umgekehrt richten sich die weltlichen Lieferanten doch eher an die kaufkräftigere Zielgruppe. Klar beinhaltet das mehr Gewinnpotenzial, aber auch der Preiskampf ist in diesem Segment größer ebenso wie Käuferwanderschaft. Das heißt, wir besitzen eine wesentlich stärker ausgeprägte emotionale Loyalität unserer Kundschaft, sodass wir besser und langfristiger planen können. Das schafft uns wiederum Wettbewerbsvorteile gegenüber den an kurzfristigen Gewinnen interessierten Mitbewerbern. 
 
Einen weiteren strategischen Vorteil bietet unser einmaliges Logistiksystem mit seiner eigenen Flotte. Kein angeblicher Mitbewerber kann eine so pünktliche Zustellung mit Geld-zurück-Garantie bieten wie wir. 

 

Und wie genau ist Ihre Marketing-Strategie dafür?  

Unsere Marketingstrategie basiert auf unser Mission Statement: We let you shine – wir lassen unsere Customers strahlen. Und das gelingt uns in unserer Kernzielgruppe so gut wie keinem anderen. Durchgeführte Insight Generation Workshops zeigten uns außerdem, dass angesichts des Werteverfalls in den beiden folgenden Alterskohorten unser Ansatz auch dort auf fruchtbaren Boden stößt. Über 200 innovative Ideen allein im Bereich der Electronic Games gingen daraus hervor, die wir in der nächsten Entwicklungsphase zunächst intern bewerten und primär danach selektieren, ob diese Innovationen zu unserem Brand Key passen und inwiefern wir diese schnell umsetzen können. Als geschäftsführender Gesellschafter und Co-Präsident zusammen mit meinen Partnern bin ich selbstverständlich daran interessiert, möglichst bereits zu Weihnachten 2023 unsere Reichweite zu erhöhen und den Glücksmarkt dynamisch auszuweiten. Über eine regionale Ausweitung, wie in den Medien des Öfteren kolportiert, beispielsweise in Richtung Mittlerer Osten, Indien oder China denken wir übrigens nicht nach – das sind allesamt Fake News. An einer solchen Strategie sind wir Christen ja schon vor langer Zeit gnadenlos gescheitert. 

 

Das war ja jetzt sehr ausführlich. Ich hoffe, Sie haben Ihren Mitbewerbern nun nicht zu viel verraten. Abschließend noch diese Frage: Was machen Sie eigentlich den Rest des Jahres?  

Nun, seit September 22 laufen bereits die Planungen für Weihnachten 23. Wenn Sie so wollen, füllt unsere ‘Planwirtschaft’ unsere Kalender vollständig aus.  

Der Fachkräftemangel und die ausgeprägte Suche potenzieller Kandidat:innen nach einer angenehmen Work-Life-Balance – Hohoho! Ich lache über deren einseitige Interpretation des Begriffs ‘Balance’ – tun ihr Übriges, dass wir in 2022 keinen einzigen Tag Urlaub machen konnten. Deshalb floss in 2022 bereits ein relevanter Anteil unserer Investitionen in die Rekrutierung neuer Mitarbeiter:innen, wobei unsere neue Kommunikationsstrategie darauf ausgerichtet war, den Beruf des Elfs attraktiver zu machen und im Ansehen der Gesellschaft aufzuwerten. Gestehen muss ich an dieser Stelle, dass die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, der eindimensional auf höhere Löhne drängt, noch Optimierungspotenzial nach oben zeigt.  

Ja, und dann verbringe ich auch noch viel Zeit damit, in Interviews Fragen zu beantworten. Wie im Bereich der Wünschekollektion arbeiten wir auch in diesem Bereich weiter an der Entwicklung der KI, damit diese Aufgabe fortan von Chat Bots erfüllt werden kann.  

Ich danke Ihnen dennoch für dieses Interview und wünsche Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit.  

 

Vielen Dank für das Gespräch, Ihre Zeit und die Einblicke in Ihre Gedanken- und Arbeitswelt! 

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The authors

Written by Simone Heitmann

Head of Marketing & PR at EARSandEYES - Immediately after studying art history and museum studies in Berlin, I was drawn to the fields of marketing, events and PR, both in terms of agencies and companies. For ten years I worked for a media company in Graz/Austria. In my spare time I am a dog owner with heart and soul. Whether it's agility tournaments, herding sheep or hiking, my Australian Shepherd Blue Berry, Security Manager at EARSandEYES, is always with me.

Written by Frank Zander

Client Service Director bei EARSandEYES seit über einer Dekade – Gebürtiger Vollblutmarktforscher mit dem Selbstverständnis eines fact-based Consultants und Kundenberaters, der auch gerne mal den Blick nach oben oder in die Zukunft richtet. Meine Leidenschaft ist es, die Bedürfnisse der Kunden mit Ihren Zielsetzungen zu verstehen und sie mit den passenden Antworten als sichere Entscheidungsgrundlage zu versorgen. Davor war ich über zwei Dekaden mit den Themen der Entwicklung von Innovationen, dem Testen der Marketing-Mix-Elemente wie Produkte, Preise, Packungen und Portfolios sowie der Markenforschung beschäftigt, meist als Division Manager für den Bereich Consumer Research und lokaler Key Account Manager für globale Kunden bei einem globalen Player der Branche.

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