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Finanzielle Bildung in Westfalen-Lippe:
Es tut sich einfach nichts

Aufklärungsniveau über finanzielle Themen und wirtschaftliche Zusammenhänge stagniert seit Jahren trotz „Wirtschaft in der Schule“. Ein Gastbeitrag von Andreas Löbbe, Pressesprecher des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe.

Seit dem Jahr 2018 arbeiten wir nun mit dem Umfrageinstitut EARSandEYES zusammen, um den finanziellen und ökonomischen Bildungsstand der Bevölkerung in Westfalen-Lippe zu untersuchen und unsere Erkenntnisse anlässlich des Weltspartages zu publizieren. Drei Umfragen haben wir mittlerweile gemeinsam durchgeführt. Doch leider verändern sich die Ergebnisse kaum.

 

Ergebnisse der Studie 2022

Auch im Jahr 2022 schätzen die Menschen unseres Verbandsgebietes ihr eigenes Wissen über „wirtschaftliche Zusammenhänge“ sowie „Geld“ und „persönliche Finanzen“ als stark ausbaufähig ein. Das belegt unsere jüngste Studie, die wir im Sommer aufgesetzt hatten. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass ihre wirtschaftlichen Kenntnisse nur befriedigend oder schlechter sind. Mehr als die Hälfte der Befragten sahen das genauso in Bezug auf die Themen „Geld“ und „persönliche Finanzen“. Beide Einordnungen variieren nur minimal zu denen aus den Jahren 2020 und 2018. Diese Selbsteinschätzung belegte auch ein in die Studie integrierter Wissenstest.

Doch was wir auch sehen: Das Potenzial der jungen Generation ist da. Denn, es ist zwar vor allem die Gruppe der 16- bis 21-Jährigen, die sich mangelhaft ökonomisch befähigt fühlt, zugleich ist sie es aber auch, die das stärkste Interesse an den Themen „Geld“ und „persönliche Finanzen“ hat. Nur fünf Prozent der Befragten bekennen als Ursache für die selbst diagnostizierte fehlende Bildung ein mangelndes Interesse. Bei den 56- bis 65-Jährigen sind es immerhin ein Viertel.

Ähnlich sieht es im Bereich der „allgemeinen wirtschaftlichen Bildung“ aus. Hier bekennen 23 Prozent der 56- bis 65-Jährigen, kein Interesse am Thema zu haben, aber nur 12 Prozent der 16- bis 21-Jährigen. Daraus ziehen wir den Schluss: Die Generation Z äußert sogar ein stärkeres Bedürfnis nach ökonomischer Aufklärung.

Abhilfe soll das Schulfach „Wirtschaft“ bieten, das stufenweise seit dem Schuljahr 2019/2020 in NRW eingeführt wird. Die Wirksamkeit dieses Fachs ist jedoch nach Interpretation unserer Umfrageergebnisse ausbaufähig. Natürlich muss man sagen: Das braucht auch Zeit. Und die Effekte des Schulunterrichts würden im Rahmen einer Befragung nur auf die jüngeren Zielgruppen wirken.

Die Schule gilt – dies bleibt ein wichtiges Ergebnis unserer Untersuchung – aus Sicht der Befragten nach wie vor als die wesentlichste Wissensvermittlerin ökonomischer Themen. Fast 80 Prozent der Teilnehmenden äußerten sich entsprechend. Auf Platz zwei und drei gelten öffentliche Institutionen sowie Medien als Quelle der Wissensvermittlung über „allgemeine wirtschaftliche Zusammenhänge“. Für das Themenfeld „Geld“ und „persönliche Finanzen“ sind dies, neben der Schule, auch Banken und Sparkassen sowie Familien.

 

Zumindest eine positive Entwicklung lässt sich mit Blick auf unsere Befragung festhalten

Die Einschätzung des eigenen ökonomischen Wissensstandes sowie die tatsächlichen Kenntnisse verbessern sich mit dem Alter. Das mag jedoch vor allem an der wachsenden Verantwortung und den wachsenden finanziellen Mitteln eines jeden Einzelnen liegen. Aber auch die aktuelle Krise hat dazu ihren Beitrag geleistet. Immerhin 88 Prozent der Befragten ordneten den Begriff „Inflation“ korrekt zu. Im Jahr 2020 lag die Quote richtiger Antworten „nur“ bei 67 Prozent.

Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) will jedoch nicht nur auf die Defizite hinweisen. Wir wollen auch Lösungen aufzeigen. Innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe bieten wir ein niederschwelliges, vielfältiges Angebot zur finanziellen Aufklärung an. Die Informationen des Beratungsdienstes „Geld und Haushalt“ sind kostenlos (www.geldundhaushalt.de). Auch hilfreiches Lehrmaterial für das Schulfach Wirtschaft ist ohne Hürde erhältlich (www.sparkassen-schulservice.de). Der SVWL selbst unterstützt darüber hinaus seit einigen Jahren die studentische Initiative „The Finance Class“. Diese entlastet Lehrerinnen und Lehrer und klärt ehrenamtlich in Schulen über Themen der Finanziellen Bildung auf (www.thefinanceclass.org). Jüngst ergänzt wird das Info-Portfolio durch den YouTube-Kanal „Mehr als Geld“ der Sparkassen-Finanzgruppe, der Finanzwissenshappen kurzweilig und eingängig erklärt (www.youtube.com/c/MehralsGeld). 

 

 

Die autor:innen

Geschrieben von Andreas Löbbe

Andreas Löbbe, geboren 1973 im Ruhrgebiet, leitet seit 2009 die Kommunikation des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe in Münster. In dieser Funktion verantwortet er auch Strategiethemen wie die „Transformation und Transformationsfinanzierung der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen“, das Corporate-Sustainability-Management in Sparkassen, aber unter anderem auch das Thema „Ökonomische Bildung“. Zuvor war er als Redakteur für lokale Berichterstattung in verantwortlicher Position für die Zeitungsgruppe Münsterland tätig. Sein Studium in Germanistik und Sport absolvierte er an der Universität in Münster. Berufsbegleitend schloss er ein Fortbildungsstudium zur Betriebswirtschaft an einem Institut der FernUni Hagen ab.

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